Trotz unterschiedlicher Positionen zur Vergütungserhöhung scherzen Beate Kienemund (Ministerialdirektorin im Bundesjustizministerium) und Berlins Justizsenator Dirk Behrendt.
Berlin, 3. Mai 2018 -
"Es liegt in der DNA des BdB, dass wir uns selbstverständlich mit Qualität beschäftigen.Gerne würden wir uns mit voller Kraft diesem großen und vielschichtigen Thema widmen. Realität aber ist, dass wir erst unseren Berufsstand sichern müssen", eröffnete BdB-Vorsitzende Thorsten Becker die Jahrestagung 2018. Einige Berufsbetreuer hätten aufgrund der prekären Arbeitsbedingungen bereits aufgeben müssen. Für diejenigen, welche weiter machen, gelte: "Jetzt erst recht. Wir kämpfen für leistungsgerechte Bezahlung."
Bundesjustizministerin Dr. Katarina Barley (SPD) unterstützte die Forderung des BdB. In ihrem Grußwort, welches Ministerialdirektorin Beate Kienemund überbrachte, sagte die Ministerin: "Auch das Bundesministerium weiß um die Bedeutung der Betreuung für das Betreuungswesen. Um die berufliche Betreuung zu sichern, brauchen wir eine angemessene Vergütung." Das Ministerium führe weiterhin mit den Ländern Gespräche, welche Möglichkeiten unter Berücksichtigung der qualitativen Aspekte bestehen. Außerdem kündigte die Ministerin einen Diskurs an zu „Selbstbestimmung und Qualität im Betreuungsrecht“, welcher im Sommer starten soll. Dabei sei das Ministerium auf die Erfahrung und Praxiswissen des BdB angewiesen.
Mit nach eigenen Angaben "leeren Taschen" dagegen betrat Berlins Justizsenator Dirk Behrendt (Bündnis 90/Die Grünen) das Podium. Aktuell würden Bund und Länder erste Gespräche über eine grundlegende Reform des Betreuungsrechts führen. Es stimme ihn nachdenklich, dass rechtliche Betreuung als Notfallinstrument vor dem Hintergrund unzureichender Sozialhilfesysteme eingesetzt werde.
"Sie sind für mich die Helden und Heldinnen des Selbstbestimmungsrechts von Menschen mit Unterstützungsbedarf", so die ehemalige Gesundheitsministerin Andrea Fischer (Bündnis 90/Die Grünen). Die Hauptrednerin sponn in ihrem Vortrag einen großen Bogen unter der Überschrift: "Werte im Wandel und ihr Einfluss auf die gesellschaftliche Wahnehmung von Betreuung". Sie machte deutlich: Das finanzielle Ausbluten von Betreuungsleistungen führe dazu, dass Deutschland seinen Verpflichtungen gegenüber Menschen mit Unterstützungsbedarf nicht nachkomme.
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Karikatur: Dorthe Schulz
Bereit für die Baustelle.
Schlangestehen für das Fotoshooting (Landesgruppe Schleswig-Holstein).
BdB-Vorstand auf der Baustelle
Unter dem Titel " Wir haben die Schaufel voll" hat der BdB seine Kampagne "Baustelle Betreuung" auf der Jahrestagung gestartet. Auf einer eigens eingerichteten Baustelle haben die Tagungsteilnehmer die Gelegenheit für "Selfies" und sich professionell fotografieren zu lassen. Am ersten Tag standen die Landesgruppen Schlange. Lachend und scherzend schlüpften sie in Warnwesten und griffen zum Schlagbohrer - trotz des ernsten Themas, der prekären Situation durch die fehlende Vergütungserhöhung.
Mehr Infos unter www.baustelle-betreuung.de und in der kommenden Ausgabe der bdbaspekte (1. Juli).
Die Landesgruppe Hamburg packt an.
Berlin, 3.5.2018 - Mehr als 300 Gäste besuchen die BdB-Jahrestagung in Berlin. In ihrem Eröffnungsvortrag "Werte im Wandel und ihr Einfluss auf die gesellschaftliche Wahrnehmung von Betreuung" sagt die ehemalige Gesundheitsministerin Andrea Fischer: "Sie sind für mich Helden und Heldinnen des Selbstbestimmungsrechts für Menschen mit Behinderungen." Beate Kienemund (Ministerialdirektorin im Bundesjustizministerium) überbrachte von Ministerin Dr. Katarina Barley (SPD): "Um die berufliche Betreuung zu sichern, brauchen wir eine angemessene Vergütung." Berlins Justizsenator Dr. Dirk Behrendt (Bündnis 90/Die Grünen) kam "mit leeren Taschen". Jedoch gab der ehemalige Betreuungsrichter die Zusage, die Länder wollten die Vergütungsfrage nicht "auf den Sankt-Nimmerlein-Tag verschieben". Tosenden Applaus erhielt Peter Winterstein (Vorsitzender des Betreuungsgerichtstag), der in seinem Grußwort in Bezug auf die ausstehende Vergütungserhöhung fragte: "Worauf warten die Länder? Ich nehme wahr, dass Justiz- und Finanzminister sich weigern, Realität wahrzunehmen." Wer es noch nicht weiß: Berufsbetreuer haben "die Schaufel voll", so der Titel der BdB-Kampagne (Bild links, Karikatur: Dorthe Landschulz).
zurück zum SeitenanfangExposés und Dokumentation zu Arbeitsgruppen und Foren
Dr. med. Tanja Richter, Christian Kästner
In Deutschland werden ca. 1,3 Millionen Menschen rechtlich betreut. In 65% der Erstbestellungen von rechtlichen Betreuern/ innen wird auch oder ausschließlich der Aufgabenkreis Gesundheitssorge eingerichtet, in 20% ist eine Demenz Grund für die Bestellung (Qualitätsbericht 2005). Im Kontrast hierzu verfügt der weit überwiegende Teil der Betreuer/innen über keinerlei Ausbildung im Gesundheitsbereich. Auch Weiterbildungs-angebote für diesen Aufgabenkreis sind rar.
Inhalte der Gesundheitssorge sind im Wesentlichen Entscheidungsprozesse zu medizinischen und pflegerischen Maßnahmen und ggf. die Einwilligung in Heilbehandlungen. Für solche Prozesse stellen sich bei der Betreuung von Menschen mit Demenz besondere Herausforderungen, wie beispielsweise die folgenden Fragen:
- Kann der Wunsch eines Klienten/einer Klientin mit
Demenz immer festgestellt werden?
- Was ist zu tun, wenn dies nicht der Fall ist?
- Was bedeutet "zum Wohle des Klienten/der Klientin"?
- Welche besonderen ethischen Fragestellungen ergeben
sich in diesen Entscheidungsprozessen?
In dieser Arbeitsgruppe möchten wir mit den Teilnehmer/innen diese und mehr Fragen diskutieren.
Sie werden zu verschiedenen Schwerpunktthemen kurze Vorträge als Diskussionsgrundlage hören, zusätzlich erhalten Sie weitere Literaturhinweise, um das Thema bei Bedarf zu vertiefen.
zurück zum SeitenanfangTag 2
"In die AG Datenschutz sollte wirklich jeder Berufsbetreuer. Schließlich geht es um unsere Klienten. Ich lerne total viel." (Thomas Buck, Berufsbetreuer aus Schleswig-Holstein zur Arbeitsgruppe 8)
"Für mich war besonders Thorsten Beckers Bericht interessant: wie die politische Entwicklung sich zugespitzt hat. Dass sich erst so viele Politiker für die Vergütungserhöhung ausgesprochen hatten und jetzt nicht zu ihrem Wort stehen. Jetzt ist es besonders wichtig, alle Kräfte zu mobiliseren." (Waldemar, Ostrowski Niedersachsen)
Tag 1
"Wir bleiben dran. Wir verschieben es nicht auf den Sankt-Nimmerlein-Tag." (Berlins Justizsenator Dirk Behrendt zur Vergütungserhöhung)
"Um die berufliche Betreuung zu sichern, brauchen wir eine angemessene Vergütung." (Dr. Katarina Barley, Bundesjustizministerin)